Berlin (dpa) – John le Carré (1931-1920) war nicht nur ein bedeutender Schriftsteller, der mit seinem Roman «Der Spion, der aus der Kälte kam» Weltruhm erlangte. Er war auch ein klarsichtiger und aufmerksamer Chronist seiner Zeit. Das zeigt die auf Deutsch unter dem Titel «Ein diskreter Spion» veröffentlichte Briefsammlung. Sie deckt fast das ganze Leben des Schriftstellers ab, beginnend mit ersten Briefen aus einem englischen Internat im Jahre 1945 bis zur Korrespondenz aus seiner abgeschotteten Klause im Lockdown der Coronazeit 2020. Die Briefe wurden von seinem inzwischen ebenfalls verstorbenen Sohn Tim Cornwell herausgegeben. Sie beinhalten sowohl herzlich gehaltene private Schreiben etwa an le Carrés Stiefmutter, seine beiden Ehefrauen, Freundinnen und Freunde als auch förmlichere Briefe an Schriftstellerkollegen, Verleger, Filmemacher und andere Personen des öffentlichen Lebens.
Die Briefe des Schriftstellers sind voller Esprit, Witz und oft auch Selbstironie und bilden ein Spiegelbild seiner bewegten Existenz. Le Carrés exzellente Kenntnis deutscher Kultur und Sprache scheint in der Korrespondenz ebenso immer wieder durch wie seine reservierte Haltung gegenüber diversen britischen Regierungen. So lästert er über Margret Thatchers Tischmanieren und verachtet den «geistlosen» Premier Boris Johnson. Bis zuletzt bleibt sein Urteil hell und wach.