Wärmepumpen-Installation: Starker Rückgang erwartet

Eine Wärmepumpe ist zum Heizen eines neu gebauten Wohngebäudes in Betrieb.
Eine Wärmepumpe ist zum Heizen eines neu gebauten Wohngebäudes in Betrieb. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
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Nach einen Wärmepumpen-Installationsrekord 2023 rechnet das Heizungshandwerk im laufenden Jahr mit deutlich weniger verbauten Geräten. Als Hauptgrund sieht die Branche eine Verunsicherung der Kunden.

Das deutsche Sanitär- und Heizungsbauerhandwerk rechnet im laufenden Jahr mit einem deutlichen Rückgang bei der Installation von Wärmepumpen. Als Hauptgrund sieht der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) eine Verunsicherung bei der Kundschaft mit Blick auf die Zukunft der Energieversorgung.

«Wenn wir Glück haben, schaffen wir vielleicht zwischen 180.000 und 200.000 Geräte», sagte Verbandspräsident Michael Hilpert der Deutschen Presse-Agentur. Die von der Bundesregierung für 2024 angestrebten 500.000 Geräte seien «illusorisch, auch im nächsten Jahr».

2023 verbaute die Branche nach eigenen Angaben weit mehr als 300.000 Geräte, so viele wie noch nie. Das Bundeswirtschaftsministerium sowie Vertreter von Handwerk, Industrie, Wohnungs- und Energiewirtschaft hatten bei einem «Wärmepumpengipfel» im November 2022 ein gemeinsames Ziel von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 formuliert. Die vorzugsweise mit Grünstrom angetriebenen Geräte sollen eine wichtige Rolle für das Erreichen der Klimaziele im Gebäudebereich spielen.

Verbandspräsident: «Die Leute sind verunsichert»

Verbraucherinnen und Verbraucher seien jedoch verunsichert und hielten sich mit der Investition zurück, stellte der Verband fest. «Die Kunden sagen: Ja, was passiert denn jetzt in der kommunalen Wärmeplanung? Kommt eine Quartierslösung? Kommt Fernwärme? Kommt Wasserstoff?», so Hilpert. Dies sei in vielen Kommunen noch völlig ungewiss. Hinzu komme, dass der künftige Strompreis unklar sei. Wegen dieser Fragen sei es für die SHK-Betriebe derzeit schwierig, Kunden zu beraten.

Entsprechend würden die Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate von den SHK-Innungsbetrieben wesentlich pessimistischer eingeschätzt als noch vor einem Jahr, sagte ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann. Dies zeigten die Ergebnisse der jüngsten Frühjahrsumfrage, an der mehr als 2300 Betriebe teilgenommen hätten. «Sowohl das Badgeschäft als auch der Heizungsbereich erhalten eine deutlich negative Stimmungsprognose.» Das Kundendienstgeschäft werde hingegen optimistisch beurteilt.

Der Branche geht es «noch gut»

Insgesamt gehe es der Branche aber «noch gut», sagte Hilpert. Rund 52 Prozent der Betriebe gaben laut Umfrage an, dass sie überlastet oder voll ausgelastet sind. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 67 Prozent. Gut 14 Prozent gaben an, mehr Menschen als ein Jahr zuvor zu beschäftigen. Offene Stellen meldeten gut 57 Prozent der Betriebe. Im Frühjahr 2023 lag dieser Wert noch bei 68 Prozent. «Am meisten werden Mitarbeiter für den gewerblich-technischen Bereich gesucht», hieß es. Von Lieferengpässen sind nur noch 36 Prozent der Betriebe betroffen. Vor einem Jahr beklagten dies noch mehr als 85 Prozent. «Die Warenverfügbarkeit ist wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie.»

Zentralverband vor 75 Jahren gegründet

Der ZVSHK vertritt 23.000 Innungsbetriebe und sieht sich als Standesorganisation für die insgesamt rund 48.000 Handwerksbetriebe der Branchen Sanitär, Heizung und Klimatechnik mit insgesamt knapp 400.000 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz der Branche nach ZVSHK-Schätzungen um gut sieben Prozent auf 61,7 Milliarden Euro. 2024 feiert der Verband sein 75-jähriges Bestehen. Gegründet worden war der Verband 1949 in Wiesbaden als «Zentralverband des Installateur-, Klempner-, Kupferschmiede- und Zentralheizungsbauer-Handwerks». (dpa/aig)

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