Lissabon (dpa) – Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will die Förderung von Start-up-Gründungen neu ausrichten, um bisherige Benachteiligungen von Frauen zu verringern. «Wir sollten jetzt anfangen, an einer Start-up-Strategie 2.0 zu arbeiten», sagte der Vizekanzler auf der Tech-Konferenz «Web Summit» in Lissabon. Diese Strategie müsse zwar nicht das Wort «female» (weiblich) im Namen tragen, solle aber inhaltlich dazu beitragen, die Benachteiligung von Frauen bei der Gründung von Unternehmen und der Beschaffung des nötigen Startkapitals zu minimieren.
Von einer besseren Frauenförderung werde die gesamte Volkswirtschaft profitieren, betonte Habeck. Der einfachste Weg sei, das in der Gesellschaft vorhandene Potenzial besser zu nutzen. Der designierte Spitzenkandidat der Grünen für die kommende Bundestagswahl machte dabei folgende Rechnung auf: Es sei wahrscheinlich viel schwieriger, jemand aus der Langzeitarbeitslosigkeit in Arbeit zu bringen, als gut ausgebildete Frauen, die eigentlich Lust hätten, etwas zu tun, dann zu ermutigen, es auch zu tun.
Mögliche Schwangerschaft – Frauen bei Finanzierungen im Nachteil
Auf seiner ersten Auslandsreise nach dem Zerwürfnis in der Ampelkoalition wurde der Vizekanzler von zwölf Firmengründerinnen und acht Multiplikatorinnen aus der Start-up-Szene begleitet. Die Teilnehmerinnen der Delegation berichteten dem Minister unter anderem, dass Frauen bei der Finanzierung trotz einer überzeugenden Geschäftsidee im Vergleich zu Männern oft benachteiligt würden – nur weil die Frage im Raum stehe, ob sie nicht irgendwann schwanger werden könnten.
Der «Web Summit» gehört mit rund 70.000 Teilnehmern zu den weltweit bedeutendsten Tech-Konferenzen und ist der wichtigste internationale Start-up-Treff in Europa. In diesem Jahr sind rund 150 junge Unternehmen aus Deutschland in Lissabon vertreten, davon stellen 100 am deutschen Gemeinschaftsstand, dem «German Pavillon», aus.