Guter Geruch gefragt: Wie finde ich den passenden Raumduft?

Auch wenn es lecker duftet: Wer Asthma hat, sollte auf Raumdüfte besser verzichten.
Auch wenn es lecker duftet: Wer Asthma hat, sollte auf Raumdüfte besser verzichten. Foto: Christin Klose/dpaa-tmn/dpa-tmn
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Lavendel beruhigt, Zitrusfrüchte erfrischen: Raumdüfte sind ein beliebtes Mittel, um Wohnräume heimelig zu gestalten. Was sie wirklich bringen – und wann sie schaden können.

Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer wussten, wie man mit Düften die Sinne betört. Heute beschäftigt sich eine ganze Industrie mit der Herstellung von Düften. Und schreibt jedem Duft eine andere Wirkung zu. Nicht alle sind wissenschaftlich belegt. Kann der Duft fürs eigene Zuhause dennoch sinnvoll sein?

Eine, die von der positiven Wirkung natürlicher Düfte überzeugt ist, ist Maria Kettenring. Die Aroma-Expertin aus Neu-Isenburg empfiehlt vor allem Walddüfte – also Essenzen von Bäumen wie Zirbe, Lärche, Douglasie oder Zeder. «Sie können Stadtmenschen daran erinnern, wieder in die Natur zu gehen», sagt sie. Zirbe etwa gilt außerdem als schlaffördernd und Herz entlastend», so Kettenring. Deshalb sei der Duft für das Schlafzimmer geeignet. «Man kann ihn aber auch am Schreibtisch verwenden, um sich besser konzentrieren zu können.»

Ob ein Raumduft anregt, entspannt oder sogar negativ beeinflusst, hängt allerdings von weiteren Faktoren ab. Das haben Wissenschaftler wie Professor Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum herausgefunden. Einen Duft nehmen wir über die Nase wahr. Die Riechzellen melden den Duft direkt an das Gehirn, wo er gespeichert wird und Emotionen auslösen kann, erklärt Riechforscher Hatt.

Eine wichtige Rolle übernimmt dabei das limbische System, jener Teil des Gehirns, der eng mit Gefühlen, Erinnerungen und Verhalten verknüpft ist. «Das erklärt, warum wir uns an eine bestimmte Situation oder Stimmung erinnern, wenn wir einen Duft riechen, und uns dann gut oder schlecht fühlen», sagt Hatt. Neben Zirbenduft wirke Lavendel auf viele Menschen beruhigend. Aber: «Verbinde ich damit aber den penetranten Schrankgeruch meiner Großeltern, ist die Wirkung dahin.»

Wohlfühlduft fürs Zuhause

Apropos Wirkung: Es ist möglich, die Funktion von Räumen zu definieren, indem man Düfte gezielt mit bestimmten Situationen oder Emotionen verbindet. Hatt spricht von der «Konditionierung des Gehirns mit Düften» und dem daraus resultierenden Verhalten: «Man kann sich zum Beispiel einen Duft aussuchen, den man nur bei einer bestimmten Arbeit benutzt.» Das Gehirn wisse dann, dass man bei diesem Arbeitsduft immer konzentriert arbeite. Ein weiteres Beispiel ist der Kaffeeduft morgens in der Küche. «Nur der Geruch von Kaffee macht schon wach», sagt Hatt. Einfach, weil er mit dem Aufwachen assoziiert werde.

Soll meine ganze Wohnung angenehm riechen? Dann kann man ihr einen Wohlfühlduft verleihen. Ein Duft, bei dem das Gehirn immer weiß: Ich bin zu Hause, ich fühle mich wohl und kann mich entspannen. Allerdings sollte ein Duft nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. «Einen guten Duft nimmt man nicht bewusst wahr», sagt Hatt. Er ist zurückhaltend, aber wohlwollend.

Für Aroma-Expertin Kettenring sollte der Duft immer nur ein Impuls sein: «Zwei bis drei Stunden Raumbeduftung reichen aus.» Nach den ersten 20 Minuten sei der Geruchssinn ohnehin gesättigt. Man hat sich an den Duft gewöhnt. Je nach Tageszeit und Stimmung kann man den Duft im Raum aber auch variieren. Für den Nachmittag empfiehlt Kettenring etwa blumige Düfte. Neroli (Bitterorange) oder Rosengeranie helfen ihr zufolge aus einem Tief herauszukommen. Auch die Frangipani-Blüte (Plumeria) sei für eine sinnliche Stimmung geeignet, sowohl am Nachmittag als auch am Abend. «Im Bad sind nach wie vor Zitrusdüfte beliebt», so Kettenring, «zum Beispiel Grapefruit und Orange – und morgens aktivieren Rosmarin und Wacholder.»

Aromalampe, Duftstäbchen oder Diffuser?

Wie gut ein Duft ankommt, hängt auch von seiner Qualität ab. Ätherische Öle werden aus Pflanzen gewonnen und gelten als hochwertig. Sie sind deutlich teurer als künstliche Öle, die natürliche Düfte nachahmen. Damit sich ein Duft frei entfaltet, sind verschiedene Anwendungen möglich.

Die einfachste Methode sind Duftkerzen. Beim Abbrennen können aber nicht nur Duftstoffe freigesetzt werden. «Auch flüchtige Kohlenstoffe wie Alkane, Alkene, Toluol, Benzol werden an die Raumluft abgegeben, sowie Duftstoffe und deren Oxidationsprodukte, Feinstaub, CO2, Stickoxide, Nickel aus dem Docht und weitere Schadstoffe», sagt die Chemikerin Silvia Pleschka vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Bei einer Duftlampe mit Kerze erwärmt die Flamme den oberen Behälter, sodass Wasser und Duftöl verdampfen und sich im Raum verteilen. In großen Räumen ist das Verfahren allerdings weniger effektiv. Hanns Hatt warnt zudem davor, dass sich die Düfte beim Erhitzen verändern können.

Besser seien Duftstäbchen, die ohne Wärme funktionieren. Sie bestehen aus Holz und sind in einem Duftöl getränkt. Die Stäbchen geben den Duft fortwährend an die Umgebungsluft ab, wodurch sich schnell ein raumfüllender Duft ausbreitet. Jedoch riecht der so erzeugte Duft oft sehr intensiv. «Der Duft hält so lange, weil es synthetische Inhaltsstoffe sind», sagt Kettenring. Ätherische Öle verflüchtigen sich deutlich schneller.

An einem Diffuser lässt sich einstellen, wie stark wahrnehmbar ein Duft sein soll. «Ein solcher Kaltvernebler zerstäubt den Duft in kleinste Teilchen, sodass er sich gleichmäßig im Raum verteilen kann», erklärt Hatt. Die Geräte arbeiten allerdings nicht ganz geräuschlos.

Lüften nicht vergessen

Obwohl ein Duft angenehm riechen mag: Seine Inhaltsstoffe können die Atemwege reizen. Silvia Pleschka vom Deutschen Allergie- und Asthmabund empfiehlt auf eine Beduftung der Räume zu verzichten, wenn sensible Mitbewohner wie Kleinkinder, Allergiker oder Asthmatiker und Haustiere im Haushalt leben. «Denn Duftstoffe sind Chemikalien, die zusätzlich in die Raumluft gelangen und diese belasten», sagt sie.

Um herauszufinden, ob man einen Duft verträgt, sollte man auf bestimmte Symptome achten, wenn man einem Duft länger ausgesetzt ist: «Kopfschmerzen, Unruhe, Hustenreiz, aber auch Aversion bei einem bestimmten Duft kann ein Zeichen für Unverträglichkeit sein.» Und Pleschka weist auf einen weiteren Sicherheitsaspekt hin: Die Beduftung dürfte nicht dazu dienen, Hygienemängel oder schlechte Luftqualität zu überdecken.

Bis die Ursache für schlechte Gerüche behoben ist, kann der Raum aber unter Umständen vorübergehend beduftet werden. Bei Ihnen zu Hause wurde etwa die ein oder andere Zigarette angezündet? «Lemongrass und Zitrone helfen gegen Rauch», sagt Kettenring. Aber auch Lüften bleibt bei Zigarettenqualm wichtig.

Überhaupt: «Vor und während der Beduftung sollte immer gelüftet werden, um die Raumluftqualität nicht zu verschlechtern», rät Pleschka. Denn je nach Anwendung des Duftes entstehen Rauch und Duftnebel in der Luft. (dpa/tmn) 

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