Für die meisten eine Vorstellung mit Gänsehauteffekt: Im Fahrstuhl stecken bleiben. Warum man im Fall der Fälle dennoch getrost die Ruhe bewahren kann – und wie man die Zeit im Aufzug verbringt.
In Romantikkomödien führt er bisweilen zum großen Glück, in Actionfilmen zu spektakulären Stunts: Der stecken gebliebene Aufzug hat in vielen Filmen eine tragende – oder besser gesagt stehende – Nebenrolle.
Für Susan Schmidt ist er Teil des Jobs. Sie arbeitet in der Notrufzentrale des Aufzugherstellers Schindler. Dort spricht sie mit Menschen, die aus Versehen an den Notrufknopf gekommen sind, diesen aus Jux und Tollerei drücken, ihn bei der regelmäßigen Aufzugprüfung testen – oder tatsächlich im Fahrstuhl festsitzen.
Im Interview erzählt sie, was dann zu tun ist, warum die größte Sorge der meisten Steckengebliebenen unbegründet ist, und weshalb sich Actionszenen im Aufzug nicht zur Nachahmung eignen.
Frage: Frau Schmidt, was raten Sie Menschen, die im Aufzug feststecken?
Susan Schmidt: Am wichtigsten ist es, Ruhe zu bewahren. Panik muss niemand haben. Denn trotz vieler Horrorszenarien: Es kann nichts passieren. Die Tür öffnet sich wieder und man kommt aus dem Aufzug auf jeden Fall auch wieder heraus.
Die größte Sorge der Menschen ist, dass sie keine Luft mehr bekommen. Aber man kann in der Kabine nicht ersticken, sie ist nicht hermetisch abgeriegelt. Wichtig ist also wirklich, ruhig zu bleiben, den Notruf auf dem Aufzugsdisplay zu drücken und sich, wenn man möchte, auch gerne einfach hinzusetzen. Man muss nicht die ganze Zeit im Aufzug stehen.
Auf gar keinen Fall sollte man aber versuchen, sich selbst zu befreien. Denn jeder Versuch, irgendwie aus der Kabine herauszukommen, bedeutet, dass Sie sich irgendwann in Richtung Schacht bewegen, aufs Dach klettern oder sonstiges. Das sind Dinge, die einfach lebensgefährlich sind. Das sollte man lassen. Es kommt jemand, der Sie sicher befreit.
Frage: Wie lange dauert das in der Regel?
Schmidt: Also es gibt keine gesetzliche Vorgabe zur Zeit, innerhalb der jemand befreit sein muss. Wir versuchen binnen 30 Minuten einen Techniker vor Ort zu haben, um die Person zu befreien. Da kommen natürlich immer wieder auch externe Einflüsse hinzu. Wir sprechen hier von Stau, wir sprechen von langen Wegen. Das sind Dinge, die natürlich die Befreiung beeinflussen. Aber versucht wird wirklich, 30 Minuten einzuhalten.
Und wir halten Kontakt mit der Person, die eingeschlossen ist. Wir haben ein System, mit dem wir wirklich keinen Notruf verlieren, niemanden vergessen. Und dieses erinnert uns auch daran, regelmäßig immer wieder in die Kabine zu rufen und zu fragen, wie es geht. Wir fragen auch Gesundheitszustände ab, wenn wir spüren, die Stimmung kippt. Wir reagieren auf jede Stimmungslage in der Kabine.
Frage: Wie kann man die Wartezeit in der Kabine rumbringen?
Schmidt: Wir sind ja in der heutigen Generation der Handys. Der Empfang ist meistens gut in den Kabinen. Instagram, Facebook und wie sie nicht alle heißen, können genutzt werden.
Wenn man spürt, man braucht jetzt jemanden zum Sprechen, kann man natürlich auch noch mal den Notruf drücken, mit uns sprechen, nachfragen: Wie lange dauert das noch? Das ist überhaupt kein Problem. Möglichkeiten, sich abzulenken, gibt es genug, mitunter ja auch schon Bildschirme in der Kabine. (dpa/ml)