«Touched»: Sexuelle Lust wider bürgerliche Normen

Model und Aktivistin Isold Halldórudóttir gibt als Maria ihr Spielfilmdebüt.
Model und Aktivistin Isold Halldórudóttir gibt als Maria ihr Spielfilmdebüt. Foto: -/CologneCineCollective/dpa
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Eine Pflegerin in einer Reha-Klinik und ein querschnittsgelähmter Patient verfallen einander. Damit verstoßen sie gegen alle Regeln. Ihre verbotene Liebe führt dann auch nicht in den siebten Himmel.

Eine Geschichte, die elektrisiert und erschüttert: Maria und Alex fühlen sich unentrinnbar voneinander angezogen. Doch sie ist Pflegerin in einer Reha-Klinik und betreut den querschnittsgelähmten Patienten. Ihr Miteinander ist aus professioneller Sicht unstatthaft. Aber sie können nicht anders. Wie im Rausch ergeben sie sich der körperlichen Lust. Ist es Liebe? Und wenn ja: Hat diese Liebe eine Chance über die sexuelle Gier hinaus?

Beim Internationalen Filmfestival in Locarno im Sommer 2023 errang der Spielfilm der Autorin und Regisseurin Claudia Rorarius geradezu einen Sensationserfolg beim Publikum. Denn selten gelingt es im Kino, in der Darstellung von Sexualität derart freizügig und zugleich tiefsinnig über die Möglichkeiten und Grenzen der Liebe nachzudenken.

Vielfach ausgezeichnet

Das emotional aufwühlende und auch verstörende Drama lief in Locarno im Nachwuchs-Wettbewerb «Cineasti del presente» («Filmemacher der Gegenwart»). Das Hauptdarstellerduo Isold Halldórudóttir (Maria) und Stavros Zafeiris (Alex), beide erstmals in einem Spielfilm zu sehen, bekam zum Festivalende völlig zu Recht die Auszeichnung für das beste Schauspiel in diesem Wettbewerb. Weitere Preise auf anderen Festivals folgten.

Die als Model und Aktivistin der Body-Positivity-Bewegung (für die Abschaffung diskriminierender Schönheitsideale) bekannte isländische Schauspielerin Isold Halldórudóttir und ihr tatsächlich querschnittsgelähmter griechischer Kollege Stavros Zafeiris fesseln mit enormer Intensität und Sensibilität. Dank ihnen und der feinsinnigen Inszenierung rutscht keine der expliziten Sex-Szenen ins Vulgäre. Selbst der drastische Ausgang der Story wirkt durch ihr elektrisierendes Spiel überzeugend.

Dieser mutige Film schenkt dem Publikum ein kluges Nachdenken über Konventionen des Miteinanders in der bürgerlichen Gesellschaft. Wesentlich dabei ist die Auseinandersetzung mit weitverbreiteten Schönheitsklischees. Die Selbstverständlichkeit, mit der die füllige Maria und der gelähmte Alex agieren, hat etwas ungemein Erfrischendes. Das stärkt wesentlich die dringend notwendige öffentliche Debatte über unsinnige Schönheitsideale.

Touched, Deutschland 2023, 133 Min., FSK ab 16, von Claudia Rorarius, mit Isold Halldórudóttir und Stavros Zafeiris

(dpa/cw)

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